Ein Weinberg in Neresheim klingt zunächst ungewöhnlich, denkt man daran, dass es hier auf dem Härtsfeld immer einen Kittel kälter und sehr steinig ist. Dennoch reichen die Wurzeln des Weinbaus in Neresheim zurück bis grob datiert ins Mittelalter. Damals wurde in und um Neresheim Wein angebaut. Die Flurbezeichnung in Ohmenheim mit dem Namen „Weinberg“ und das Häs der „Weinbergweible“ des Faschings- und Brauchtumsverein in Ohmenheim weisen deutlich auf die frühere Kultivierung der Nutzpflanze hin. Auch zeigt ein Deckenfresko von Johann Michael Zink im Kapitelsaal des Neresheimer Pfarrhauses den Landdekan Anton Mack, zugleich Stadtpfarrer von Neresheim, mit Geistlichen des Neresheimer Landkapitels beim Weinbau – vermutlich am Auernheimer Berg, einem Flurstück, das ebenfalls den Namen „Weinberg“ trägt. Zum Niedergang der früheren Weinbaukultur auf dem Härtsfeld trugen vermutlich klimatische Veränderungen, fortwährende Kriege und vor allem die starke Konkurrenz eingeführter Weine und des heimischen Bieres bei.
Nun also ein neuer Versuch. In bester Südlage wurden die Reben unterhalb des Klosters zwischen Allee und Ulrichstraße auf 400 qm angelegt. Bei der Auswahl der Rebsorten stand Armin Hochstatter von der Brennerei Spielberger in Schweindorf der Stadt zur Seite. Die speziell fürs Härtsfeld ausgesuchten Sorten heißen Muscaris, Sauvitage, Laurot und Pinotin und sind besonders pilz- und kälteresistent. Dazu gibt es für den direkten Verzehr noch 20 Stöcke mit Tafel- und Esstrauben, bei denen die Stadt auch besonders auf die Kälteresistenz geachtet hat.
Erste Kelterversuche wird Armin Hochstatter übernehmen. Ist die Zahl der Oechsle hoch genug und der Wein gut trinkbar, wird sich zeigen, ob aus dem Versuchsweinberg ein echter Neresheimer Klosterweinberg wird.
Der Oechsle-Wert bezeichnet die Zuckerkonzentration in einer Traube und ist entscheidend für die spätere Qualität und Trinkbarkeit eines Weines. Neben dem Boden spielt die Sonne dabei die entscheidende Rolle.